Am Telefon, im Dunkeln, unter Blinden oder Rücken an Rücken beziehungsweise voneinander abgewandt ist kein Verlass auf das Augenlicht, unseren sonst so zuverlässigen 1. Sinn. Jetzt heißt es – wohl oder übel –, in der Stimme und im Klang die Stimmung seines Gegenübers zu erkennen und richtig einzuschätzen. Tief, sonor und sanft wirkt eine Stimme meist beruhigend auf uns. Höhe, schrille Töne und eine schnelle oder unregelmäßige Abfolge von Lauten können dagegen richtig nerven und Stress erzeugen. Katzenschnurren versus Löwengebrüll – wem vertraust du eher?
Es kann ein spannendes Experiment werden, einmal ganz bewusst auf den Sehsinn zu verzichten und – zum Beispiel mit verbundenen Augen oder in einem völlig abgedunkelten Zimmer – auf „Entdeckungsreise“ zu gehen. Wie das für die meisten von uns ungewohnte Schreiben und Malen mit der „anderen“ Hand, so benötigen wir auch hierfür in aller Regel erst einmal ein paar Sekunden Zeit, um uns an die neue, ungewohnte Situation zu gewöhnen. Mehr und mehr aber spüren wir, wie der fehlende Sinn kompensiert wird durch die übrigen Sinne, die sonst sehr gerne etwas zu kurz kommen. Plötzlich merken wir, dass wir selbst in vollkommener Dunkelheit zurechtkommen können, wenn wir uns darauf einlassen. Mit einem Mal hören wir viel besser und schärfen unsere erlahmten übrigen Sinne. Jedes Geräusch, jeder noch so leise Atemzug wird analysiert und bewertet. Jede unserer Bewegungen im Raum wird automatisch langsamer. Jeder Schritt wird genauestens abgewägt und bewusst gesetzt. Unsere Hände übernehmen die Abstandskontrolle. Der Tastsinn wird überlebenswichtig.
Um einmal gründlich vom Alltag abzuschalten, genügt es oft, wenn wir einfach alles ausmachen, was Licht erzeugt. Rollläden runter, rein ins Bett und einfach nur in die Stille der Dunkelheit hineinlauschen – oder schöne Musik hören, ein Hörspiel, einen Podcast … – um sich darauf einzulassen, benötigt es kein Augenlicht. Im Gegenteil: Mit geschlossenen Augen nehmen wir über unsere übrigen Sinne wesentlich mehr auf – und das umso intensiver.
Lass dich verführen zum Anhören eines meiner Ohrschmeichler, lass dich überraschen von der Auswahl meiner musikalischen und Hörbuch-Empfehlungen, Reportagen und Geschichten aus der Kultur- und Tanzszene oder lass dir etwas aus meinem Fundus vorlesen. Vielleicht lernst du so nochmals ganz neue Seiten an dir kennen. Es würde mich freuen, wenn es mir gelänge, deine Inspiration anzuregen und deinen Horizont zu erweitern. Lass es mich wissen, welche Erfahrungen du damit machen konntest … – und gib sie gerne weiter.